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Bildbeschreibung
Titel: Endellscher Hof in den Hackeschen Höfen
Aufnahmestandort:

Hackesche Höfe, in Berlin.

Beschreibung:

Fassade im 1. Hof, Westseite.

Die Hackeschen Höfe liegen in der Spandauer Vorstadt im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin, unweit des sogenannten Scheunenviertels. Sie bilden das größte geschlossene Hofareal Deutschlands und stehen unter Denkmalschutz.

Die Zusammenlegung mehrerer Grundstücke zwischen Rosenthaler Straße und Sophienstraße ergab eine als Bauland nutzbare Fläche von 9200 m², mit Zugängen von beiden Straßen aus. 1905 ließen die damaligen Eigentümer, die Quilitz'schen Erben, die vorhandenen Altbauten abreißen und in den Jahren 1906/07 nach Plänen des Architekten und Bauunternehmers Kurt Berndt die größte Wohn- und Gewerbehof-Anlage Deutschlands in der Tradition der Lebensreform-Bewegung errichten. Der Haupteingang führte durch ein Büro- und Geschäftshaus an der Rosenthaler Straße 38. Ein Quergebäude im ersten Hof war als Festsaaltrakt angelegt, im zweiten und dritten Hof befanden sich Gebäude mit Fabriketagen, in den grünen Blockinnenbereichen waren die Mietwohnungen meistens mit Balkonen angeordnet. Alle Baukörper zusammen bildeten acht Höfe. Die Verzahnung der verschiedenen Funktionen in dieser Form war seinerzeit einmalig. Kurz zuvor hatte Kurt Berndt ein ähnliches Projekt noch in traditioneller Anordnung gebaut: an der Straße ein Mietshaus, anschließend ein Wohnhof, erst dann reine Gewerbehöfe.

Ungewöhnlich und neu war damals das Konzept, den ersten Hof kulturell zu nutzen und entsprechend aufwändig zu gestalten. Auch hierin zeigte sich der Einfluss der um 1900 propagierten Lebensreform-Bewegung. Im Jahr 1905 hatte Berlin zwei Millionen Einwohner und galt als größte Mietskasernenstadt der Welt, die Tuberkulose als „Berliner Krankheit“. Eigentümer und Architekt der Hackeschen Höfe wollten mit ihrer Anlage ein beispielhaftes Umfeld für modernes, gesünderes Wohnen und Arbeiten schaffen. Die Wohnhöfe lagen weitab vom Straßenlärm im Blockinneren und wurden nach Möglichkeit so angelegt, dass sie von benachbarten Grünanlagen - dem alten Jüdischen Friedhof von 1672 und dem Friedhof der evangelischen Sophiengemeinde - Sonnenlicht und Sauerstoff bekommen konnten. Zur Ausstattung der Höfe gehörten Grünpflanzen, ein großer Sandkasten, mehrere Brunnen. Die rund 80 Wohnungen hatten vielfach Balkone und durchweg Bäder, Innentoiletten und Zentralheizung.

Der Berliner Architekt und Designer August Endell erhielt den Auftrag, die Hoffassaden und die zum Weinlokal gehörenden Neumann'schen Festsäle im ersten Hof zu gestalten. Seine bisherigen Arbeiten wurden dem Jugendstil zugeordnet (obwohl er selbst anderes beabsichtigt hatte). Vermutlich sollte er deshalb nicht auch die Außenfassade entwerfen - der Jugendstil entsprach nicht dem in Berlin vorherrschenden Geschmack, der von den ästhetischen Vorlieben des Kaiserhauses beeinflusst war. So entstand denn auch eine Straßenfassade mit allen Merkmalen des wilhelminischen Eklektizismus, eine überladene Mischung verschiedener Stilformen, mit neobarocker Dachlandschaft, ägyptischen Obelisken und antikisierenden Skulpturen.

Eine völlig andere Sprache sprachen die von Endell gestalteten Gebäudeberiche. August Endell hatte Philosophie und Psychologie studiert, er beschäftigte sich mit Wahrnehmungsproblemen und war bestrebt, seine theoretischen Erkenntnisse in Architektur und Kunsthandwerk umzusetzen. In seinen Schriften sprach er sich gegen Historismus und Eklektizismus aus. Seine ästhetische Leitvorstellung war die Umsetzung von Bewegung in Architektur und Dekor. Im ersten Hof der Hackeschen Höfe schuf er durch Form, Größe und Anordnung der Fenster und mit Hilfe farbiger Glasursteine zwei unterschiedliche Fassaden, die dem Hof die Anmutung eines kleinen, von verschiedenen Häusern gesäumten öffentlichen Platzes verleihen. Nach Osten hin sind die Farben Blau und Weiß, die Formen verweisen auf maurische Vorbilder. Die Westseite, vorwiegend in Brauntönen gehalten, erinnert an die damals hochmodernen Bauten Alfred Messels für die Warenhäuser des Wertheim-Konzerns.

Auch in den Innenräumen verfolgte Endell seine Idee des bewegten Raumes. Leidlich erhalten sind das Treppenhaus im linken Seitenflügel, ein Vestibül im rechten Seitenflügel und der einstöckige Festsaal im ersten Obergeschoss des Quergebäudes, der allerdings am wenigsten über Endells Absichten aussagt. Der große, zweigeschossige Festsaal war schon um 1930 zerstört worden. Hier hatte der Architekt durch eine spezifische Wand- und Deckenkonstruktion, mit anschwellenden profilierten Pfeilern und dem wellenförmigen Abschluss des Deckengesimses seinen Vorstellungen am deutlichsten Ausdruck verliehen.

Schlüsselwörter: Haus, Fassade, Kachel
Bilddaten
Image sizes: 3456*2304px, 3043kb
Origin: Originally a digital image, with postprocessing
Date/Time: 20051002-162734
Camera: Canon EOS 350D DIGITAL
Iso: 100
Speed: 1/50s
Aperture: F5.6
Focal length: 42.0mm
Aperture: 67mm
Position coordinates:WGS84 LONG 13.4022018313°, LAT 52.5240972655°
Destination coordinates;WGS84 LONG 13.4018450975°, LAT 52.5241641746°
Air-line distance:
Bearing:
Author: Alexandra Medwedeff
Photo copyright: This photograph is copyrighted (©) by André M. Winter and others. A free permissions for re-use may be given for non-commercial purposes. Commercial use requires a license. Contact André M. Winter for any kind of use. This extended copyright notice applies in all cases. Infringements always will be persecuted worldwide. Legal court: Innsbruck, Austria, E.U.
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