Vermeintliche Fahrt nach Schottland - mit Ende in Füssen - Juli 2015

Camper gepackt für vier Wochen Schottland machen wir uns früh auf den Weg über den Fernpass in Richtung Nordfrankreich. Über Völs fahren wir auf die Inntalautobahn und es passt noch alles. Bei der Fahrt auf das Mieminger Plateau ratscht leicht etwas drehzahlabhängig und bei Belastung im Motorraum. Am Fernpass ebenso. Bei der Fahrt an Reutte vorbei nimmt das Geräusch zu, nach dem Grenztunnel entscheiden wir uns in Füssen eine Werkstatt anzufahren. Renault-Garage gibt es weit und breit nicht, wir peilen also Opel an, immerhin gibt es ja den baugleichen Vivaro dort. Man nimmt sich unser an, zwei Mechaniker hören sich das Geräusch an und sagen sofort «Kurbelwellenlager kaputt». Sie selber können nichts machen, man sucht uns die nächsten Renault-Werkstätten (Ulm) heraus. Wir müssen bei der Opelwerkstatt Füssen nichts zahlen. Immerhin.

Wir fahren ab und auf der Schnellstrasse dann doch zurück nach Österreich und rufen bei der ersten Tankstelle den ÖAMTC. Es könnte auch ein Lager des Keilriemens sein, aber man weiss ja nicht. Der ÖAMTC-Abschlepper kommt nach einer Stunde, auch er hört sich die Geräusche an und meint auch «Fünf Minuten vor Motorschaden». Also Huckepack zum Stützpunkt Reutte. Abschleppen nach Innsbruck ausmachen (LKW nötig). Es ist nun Freitag Mittag. Wir erhalten ein Clubmobil, laden das nötigste um und fahren entgeistert an den Lech. Theoretisch könnte der Trafic am Nachmittag bei Renaut in Innsbruck sein, übers Wochenende könnten die Teile eintrödeln und am Mittwoch könnte es wieder los gehen. Wir fahren zurück nach Hause.

Es ist Sommer, die Garagen haben zwar offen aber wegen Urlaube der Mitarbeiter nur Minimalbetrieb. Unser Bus kommt um 17h bei Renault in Rum an, da ist die Werkstatt schon lange zu. Wir fahren trotzdem hin und holen noch Sachen aus dem Auto. Letztendlich wird es Montag Nachmittag werden bis Klarheit herrscht: totaler Motorschaden, grobe Metallspäne in der Ölwanne und dort klebt auch die Ursache: verfestigtes und gallertartiges altes Öl. Die letztendlich nicht restlos geklärte wahrscheinlichste Ursache: irgendwann schlechtes Öl erwischt, das sich überall Ablagerte und diese Patzen wurden durch den Ölwechsel vorm Wegfahren von den Innenwänden des Motorblocks gelöst. So wurden einige interne Ölleitungen verstopft und einige Lager nicht mehr geschmiert. So steigt auch nie die Gesamttemperatur (und die Temperaturanzeige), da die Hitzeentwicklung nur sehr lokal bleibt.

Theoretisch könnte man immer noch einen Motor in 2 Tagen tauschen. Wenn man einen Tauschmotor bereitliegen hätte. Bei Renault gibt es diese nur neu (unbezahlbar). Ich wollte die Werkstatt eigentlich alles machen lassen, aber die Aussage, dass sie einen Tauschmotor wohl einbauen, aber nicht selber suchen und organisieren hat mich dann doch verwundert. Was ist das für ein Service? Es wird mit Garantien argumentiert, aber ein gebrauchter Austauschmotor bleibt immer eine voller Unbekannten, auch bei fachgerechten Einbau kann es schief gehen. Unter diesen Umständen lassen wir unser Wrack zu unser unabhängigen Werkstatt schleppen (nicht mehr gratis mit dem ÖAMTC Schutzbrief denn von Reutte nach Innsbruck hatten wir das 100km-Kontingent verspielt...). Dort will man sich unserer Annehmen, sagt aber gleich, dass das Auftreiben eines Tauschmotors keine keine einfache Sache sei. Ausserdem sein auch hier Mechaniker in Urlaub und vor 2,5 Wochen geht gar nix. Schottland war nun definitiv gestorben. Und die Aufgabe einen Motorblock aufzutreiben wurde uns auch nicht abgenommen.

Wir hatten also Zeit zum Grübeln. Ein paar Suchen nach passenden Motorblöcken im Internet verwiesen vor allem auf Frankreich und Deutschland. Die waren allerdings auch nicht sofort zu haben. Halb resignierend nahm ich einen weiteren Anlauf und wurde keine halbe Stunde Fahrzeit von zu Hause fündig. Dieser Motor war falsch geliefert worden und in der Zwischenzeit soll der Verkäufer flüchtig (bankrott) sein. Nicht gerade eine gute Ausgangslage, aber wir riskieren es. Zwei Probleme: Bares auftreiben (Bankomaten haben Tagesgrenzen) und wie transportiert man einen Motorblock ohne Fahrzeug. Geld kommt mit telephonischer Urgenz dann doch aus dem Automaten, Fahrzeug hat der Verkäufer, bleiben noch ein paar kräftige Arme, die nötig sind, um den Block in den Transporter zu Heben. Auch das bekommen wir dank Arbeitskollegen hin. Wir haben also in zwei Tagen einen Motor organisiert, es wäre auch schneller gegangen, wenn ich von Anfang an mit mehr Überzeugung gesucht hätte. Also Auto und Motor bei der Werkstatt, aber eben deren Urlaub macht alles zunichte.

Wir bekommen von einer leiben Bekannten ein (kleines!) Auto und fahren als Ersatz zwei Wochen in die Alpen.