Beschreibung: | Die Minoriten waren Franziskanermönche. Sie wurden 1224 von Herzog Leopold VI von Österreich nach Wien berufen. Nach dem Stadtbrand von 1275 wurde von Ottokar Přemysl der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Sie war eine der ersten gotischen Kirchen im ostösterreichischen Raum. Nach Ottokars Tod in der Schlacht auf dem Marchfeld wurde er hier dreißig Wochen aufgebahrt. Bedeutende Veränderungen gab es unter den ersten Habsburgern. Blanche von Valois, die Gattin Rudolfs III. ließ eine Kapelle für ihren Großvater, dem Heiligen Ludwig von Frankreich an die Nordseite des Langhauses anbauen, die 1328 vollendet wurde. Sie hatte einen separaten Eingang und keine Verbindung zum Langhaus. Dies wurde ab ca. 1340 verändert, als die Ludwigskapelle mit dem (zweischiffigen) Langhaus zu einem nunmehr dreischiffigen Kirchenraum mit zwei Chören vereinigt wurde. Im Langhaus wurden neue Bündelpfeiler eingezogen und im Westen wurde ein zusätzliches Joch sowie ein neues Portal angebaut. Der ganze Bau folgt dem Schema französischer Kathedralarchitektur. Die Baumeister sind unbekannt, man nimmt aber an, dass Jacobus Parisiensis, der Beichtvater Herzog Albrechts II führend beteiligt war. Insgesamt repräsentiert die Kirche eher einen höfisch beeinflussten Stil als die typische Bettelordensarchitektur, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie einen Turm besitzt und innen mit Wappen geschmückt ist. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Kirche größtenteils unverändert, nur dass in verschiedenen Kriegen und Belagerungen immer wieder der Turm in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eine entscheidende Zäsur kam 1782, als die Minoriten im Zuge der Religionspolitik Josephs II abgesiedelt wurden. Die Kirche wurde daraufhin zur italienischen Nationalkirche erklärt und Maria Schnee (Santa Maria Maggiore) geweiht - dieses Patrozinium besteht heute noch. Im Zuge der Neuwidmung wurden auch zahlreiche Umbauten von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg vorgenommen, die vor allem auf die Beseitigung barocker Zutaten im Inneren abzielten. Trotzdem war es im Endeffekt keine "Regotisierung", wie dies öfter genannt wurde, da auch Teile des gotischen Kirchenbaus beseitigt wurden - namentlich der Ludwigschor. Um 1900 fanden die letzten Veränderungen statt, insbesondere der Anbau des chorähnlichen Sakramentshäuschens. Im Zuge des U-Bahn-Baus in den späten 1980er Jahren wurden die Grundmauern der Ludwigskapelle gefunden, die jetzt auf dem Platz nachgezeichnet sind (im Bild aussen rechts bei der roten Bank). |