Der Schlehdorn (Prunus spinosa), auch Schlehendorn, Schlehe, Heckendorn oder Schwarzdorn, umgangssprachlich bisweilen fälschlich "Akazie" genannt, ist ein mittelgroßer Strauch oder kleiner Baum der Gattung Prunus, der zur Unterfamilie der Steinobstgewächse (Amygdaloideae) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Die Heimat des Schlehdorns erstreckt sich über Europa, Vorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika. In Nordamerika ist er eingebürgert. Er fehlt im hohen Norden und auf Island. Er vermehrt sich durch Aussaat und durch Wurzelausschläge. Der Schlehdorn bevorzugt sonnige Standorte an Weg- und Waldrändern und felsigen Hängen oder in Gebüschen, bei eher kalkhaltigen, oft auch steinigen Böden. Er ist auch als Heckenpflanze weit verbreitet. Man findet ihn häufig in Gesellschaft von Wacholder, Berberitze, Haselnuss, Wildrosen und Weissdornarten. Auf den Dünen an der Ostsee ist er oft mit Weiden vergesellschaftet. Der Schlehdorn besiedelt geeignete Standorte von der Ebene bis in Höhenlagen von 1400 m. Man ordnet ihn dem eurasischen Florenelement zu und geht davon aus, dass er spätestens in der jüngeren Steinzeit nach Mitteleuropa eingewandert ist. Zahlreiche Funde von Schlehenkernen im Umfeld neolithischer Pfahlbauten sprechen für diese Annahme. Die Blüten werden als Heilpflanze in Form von Tee zur Blutreinigung und Frühjahrskur verwendet. Die Früchte werden zur Herstellung von Marmeladen, Fruchtsäften, Likör (Schlehenfeuer), Branntwein (Schlehenwasser), Fruchtweinen und Spirituosen genutzt. In manchen Gegenden werden sie auch dem Apfelwein zugesetzt. Man erntet und verarbeitet die Früchte nach dem ersten Frost. Die Zweige des Schlehdorns werden in Salinen oder Gradierwerken, zum Beispiel in Bad Salzuflen oder Bad Orb, verbaut. Aus der Rinde lässt sich Tinte gewinnen. Dazu muss die Rinde von den Zweigen geklopft und in Wasser eingelegt werden. Nach drei Tagen wird das Wasser abgegossen, aufgekocht und erneut über die Rinde gegossen. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis die Rinde vollkommen ausgelaugt und alle farbgebenden Substanzen gelöst sind. Danach wird die Flüssigkeit mit Wein versetzt und eingekocht. Diese Dornentinte wurde in den mittelalterlichen Skriptorien verwendet, geriet dann aber - wahrscheinlich wegen ihrer mangelnden Lichtbeständigkeit - in Vergessenheit. Die medizinische Wirkung der Schlehe ist adstringierend (zusammenziehend), harntreibend, schwach abführend und entzündungshemmend. Getrocknete Blüten als Teeaufguss werden zur Blutreinigung bei Hautkrankheiten und rheumatischen Beschwerden eingesetzt sowie als Gurgelmittel bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Die harntreibende Wirkung beugt Harn- und Nierensteinen vor. Mus oder Marmelade aus den Beeren wirkt gegen Appetitlosigkeit. Ingenieurbiologische Bedeutung erlangt die Schlehe durch ihr weitreichendes Wurzelwerk, ihre Ausbreitungsfreude und Windbeständigkeit. Sie eignet sich deshalb besonders zur Befestigung von Hängen und Böschungen. Auch als Schneeschutzgehölz und Verkehrsbegleitgrün kommt der Schlehe einige Bedeutung zu. Die Samen des Schlehdorns enthalten das Blausäure-Glykosid Amygdalin. |