Zum Laghetto Fasso im Valle di Campo Moro im Valmalenco - Oktober 2012

Wir waren 2003 durch Zufall im Valmalenco am Fusse des Piz Bernina und diesmal wollen wir wieder in diese nette Gegend, peilen aber ein Seitental an, jenes mit den zwei Stauseen unter dem Piz Palù, das Valle di Campo Moro. Mit dem Auto kommt man über eine abenteuerliche Werksstrasse bis unter die Mauer des zweiten Stausees (dort grosser Picknickplatz und flache Wiese, auch zum Zelten, allerdings kein Wasser in der Nähe).

Von damals haben wir eine alte Karte und die Gegend ist auch recht gut markiert und mit Wegweisern versehen. Wir peilen zuerst das breits geschlossene Rifugio Bignami, 2401 m, an und entscheiden uns erst vor Ort für den weiteren Verlauf. Ein Gipfel ist nicht drin (die Tage sind im Herbst einfach zu kurz), also (ver)suchen wir den Sentiero Glaciologico Luigi Marson. Den hat hier anscheinend ein Wissenschaftler in den 1980er-Jahren eingerichtet, seitdem ist der Gletscher einige 100 Meter zurückgewichen und der Weg nur mehr schwer auffindbar. Da wir zuerst trotzdem auf einem Weg bleiben, gelangen wir zum kleinen Karsee Laghetto Fasso auf 2632m nördlich der Schutzhütte, unserem höchsten Punkt heute. Der Weg endet hier mehr oder weniger, aber ich will nicht einfach zurückgehen und irgendwie die Ostseite des Stausees Lagho di Alpe Gera anpeilen.

Zuerst steigen wir über die Seitenmoräne zum aktuellen Eissee ab und machen dort eine weitere Pause. Den Abstieg machen wir entlang des Bachs durch das vom Gletscher freigegebene Gebiet, dabei stolpern wir auch über den alten Lehrpfad mit verblichenen Schautafeln. Über einer Engstelle befindet sich eine Eisenbrücke über den Gletscherbach im zur Vedretta di Fellaria Orientale zu kommen. Auch hier queren wir an die orographisch linke Seite, da rechts steiler und glatter Gletscherschliff ansteht. Wir steigen so einige 100 Meter ab, und stehen dann vor dem umgekehrten Problem: rechts der Fels und links gangbares Gelände, aber diesmal keine Brücke.

An einer Verflachung hoffe ich auf seichteres Wasser, aber die Suche nach einem Überstieg ist langwierig. Der Bach ist zu tief, zu reissend und zu kalt um barfuss zu queren. Und der weitere Weg noch zu lang um die Schuhe zu versenken. Mit mehrmaligen Auf- und Ab finde ich doch eine Passage und helfe den anderen übers Wasser. Nach einem weiteren Querfeldein-Abstieg gelangen wir auf den Weg zur Alpe Gembrè. Da geht es leider noch mal bergauf, dann aber recht bequem am Seeufer entlang.

Zu bequem. Kurz vorm Ende, bereits auf einem Fahrweg, stolpere ich über einen tennisbalgrossen Stein und verdrehe mir arg den bereits 2006 lädierten Knöchel. Für Sonntag steht also nur mehr Autotourismus am Plan. Wir nächtigen trotzdem am grossen Platz unter der Staumauer. Am Abend wird es noch mal gespenstisch, Sirenen (bei der unteren Staumauer) springen an, beide Mauern werden im Nebel mit Scheinwerfern erleuchtet und diese bleiben auch die ganze Nacht an...